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Andgedacht

Berge abtragen

Andgedacht

Zwei Rabbiner fahren in entgegengesetzter Richtung den gleichen Weg. Als sie davon hören, steigen beide aus ihrem Wagen und kommen einander entgegen. Rabbi Jehuda Zwi meint: „Jetzt verstehe ich: Mensch und Mensch begegnen. Berg und Berg nicht. Wenn der eine sich für einen einfachen Menschen hält und der andere desgleichen, können sie einander begegnen. Wenn aber der eine sich für einen hohen Berg hält und der andere desgleichen, können sie einander nicht begegnen.“

Die Geschichte von den zwei Rabbinern, die sich auf dem Weg entgegenkommen, hat etwas Tiefgründiges. Sie zeigt uns, dass wahre Begegnung nur möglich ist, wenn wir bereit sind, uns als das zu sehen, was wir sind: Menschen.

Oft bauen wir Mauern um uns herum – aus Stolz, Vorurteilen oder der Angst vor Verletzlichkeit. Manchmal schaffen wir Distanz zu unseren Mitmenschen, weil wir glauben, etwas besser oder anders zu sein. Doch solange wir uns selbst und unsere Mitmenschen als unüberwindbare Berge sehen, versperren wir den Weg für echte Verbindung.

Rabbi Jehuda Zwi hat erkannt: Begegnung geschieht, wenn wir uns eingestehen, dass wir alle gleich sind; wenn es uns gelingt, uns als einfache Menschen zu sehen auf dem Weg durchs Leben –, dann können wir einander offen begegnen, voneinander lernen und uns gegenseitig tragen.

Lassen Sie uns achtsam sein für die "Berge", die wir vielleicht unbewusst errichten. Und lassen Sie uns den Mut haben, sie abzutragen, um Raum zu schaffen für Begegnung – mit Gott und mit unseren Mitmenschen.

Pastor Stephan Ritthaler

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